Wie Wissenschaft der Wirtschaft hilft
Evidenzbasiertes Management.
In Anlehnung an die evidenzbasierte Medizin fordert Evidenzbasiertes Management (engl. evidence: Beweis, Beleg, Hinweis), dass insbesondere strategische unternehmerische Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher empirischer Methoden und Erkenntnisse getroffen werden. Konkret bedeutet das für Entscheider, sich nicht ausschließlich durch ihre Intuition und vermeintliche Marktkenntnis leiten zu lassen, sondern nachvollziehbare wissenschaftliche Befunde zur Entscheidungsfindung heranzuziehen.
Derzeit ist es in Deutschland durchaus üblich, dass Coachs und Trainer empirische Erkenntnisse als Fundament für Ihr Dienstleistungsangebot nutzen.
So sind beispielsweise Untersuchungen aus der Neuro-Forschung im Verkaufstraining ebenso en vogue wie Wirksamkeitsstudien zum ROI von Coaching-Maßnahmen oder Präventionsmodelle gegen psychische Überlastung am Arbeitsplatz. Dennoch ziehen selbst „von außen“ zugekaufte Experten oftmals eher populärwissenschaftliche Bestseller heran als dass sie Primärliteratur prüfen oder zugegeben manchmal schwer zu lesende Meta-Analysen wälzen. Zu wenig Zeit oder der fehlende Zugang zu und mangelnde Kenntnis über Forschungsdatenbanken könnten dafür mögliche Erklärungen sein.
In Unternehmen hingegen wird das Potential, experimentell und anwendungsorientierter Forschung derzeit noch nicht annähernd ausgeschöpft, wie verschiedene Arbeiten von Prof. Felix Brodbeck und Kollegen der LMU München darlegen (vgl. z.B. Brodbeck, 2008; Brodbeck & Woschee in wirtschaft+weiterbildung 02/13). Das ist schade, denn wenn sowohl die Motivation des Einzelnen, bei unternehmerischen Entscheidungen auf verschiedene Quellen zu bauen, als auch wenn die gesamte Unternehmenskultur ein evidenzbasiertes Management stützt, dann eben werden diese Entscheidungen nachvollziehbar, im Endeffekt evaluierbar und qualitativ hochwertiger ausfallen.
So sah das 2006 bereits Dennise Rousseau in ihrer Antrittsrede als Präsidentin der US Academy of Management:
«Manager, die EbM praktizieren, entwickeln sich zu Experten, die fundierte organisationale Entscheidungen auf sozial- und organisations-wissenschaftlicher Basis treffen. Dies entspricht dem Zeitgeist, wonach professionelle Entscheidungen zunehmend weniger von persönlichen Präferenzen und unsystematischer Erfahrung, sondern von bestmöglicher wissenschaftlicher Evidenz getragen werden.»
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