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Was bringt Coaching?

Ein Überblick zum aktuellen Stand der Forschung.

In den letzten 10 Jahren wurden die Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen von Coaching wissenschaftlich intensiv untersucht. Effekte von Coachingmaßnahmen auf Zielerreichung, Persönlichkeitsvariablen und Berufserfolg wurden ebenso beleuchtet wie die Faktoren, die zum Erfolg eines Coachingprozesses beitragen.

 

Hier eine Essenz der Ergebnisse, was Coaching bringt:

Indirekt unterstützt Coaching den Karriereweg dadurch, dass es nachweislich auf unterschiedliche individuelle Variablen im Unternehmenskontext Einfluss nimmt. Eine Metaanalyse (Theeboom et al., 2014) fand signifikante Einflüsse auf

– Zielerreichung
– Leistungsverhalten
– positiver Einstellung zu Arbeit und Karriere
– Wohlbefinden
– Entwicklung von Coping-Strategien zum Umgang mit Herausforderungen

 

Es kann als gesichert angenommen werden, dass Coaching eine sinnvolle Maßnahme ist, um die Menschen in Organisationen zu beiderseitigem Benefit zu unterstützen. Coaching wirkt also.

 

Interessant wird nun der Blick darauf, wie genau Coaching wirkt.

Die Willensbildung und Durchhaltekraft, die sog. Volition, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Klienten haben nach dem Coaching konkretere Ziele und spezifischere Strategien als zuvor erarbeitet und setzen diese mit hoher Motivation um. Laut Prof. Dr. Geißler (Universität Hamburg) wirkt Coaching nicht nur durch die Arbeit an expliziten Zielen, sondern vor allem durch die Selbstreflexion und Arbeit an impliziten Zielen bzw. Motiven. Diese impliziten Motive steuern maßgeblich die Motivation, sind allerdings nicht direkt zugänglich, sondern erfordern einen geleiteten Prozess der Selbstreflexion.

Neben der Stärkung der Volition ist der Coach zudem ein wirksamer Partner, wenn es darum geht, komplexe Situationen greifbar zu machen, Entscheidungskompetenz und Selbstorganisation zu verbessern, Stress zu reduzieren und die Kluft zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung zu verkleinern (vgl. Böning & Kegel, 2015).

 

Wenn es um die Erreichung individueller Ziele / Zielvorgaben geht, ist Coaching auch anderen Formaten wie Training und Selbst-Coaching überlegen (Losch et al., 2015). Geht es um den Aufbau von Kompetenzen bieten Trainingsmaßnahmen ähnliche Effekte bei geringeren Kosten. 

 

Ein vielleicht überraschender Effekt, den die Forschung herausgearbeitet hat, ist der, dass die Wahl des Coaches keine fürs Leben ist. Es geht im Coaching darum, eine tragfähige Arbeits- und Vertrauensbeziehung zu etablieren, nicht darum, maximal viele Ähnlichkeiten im Lebenslauf zu akkumulieren. Der Erfolg von Coaching hängt anschließend in gleichem Maße von der Erfahrung sowie der Vielfalt der eingesetzten Methoden ab (Ashridge Center for Coaching). Man könnte schlussfolgern: Besser verschiedene Coachs je nach Thema als ein Coach für alles. Ansonsten steigt das Risiko, dass Klient und Coach sich im gemeinsam erschaffenen “Verstehenskontext” etablieren, was Veränderung langfristig behindern statt fördern könnte.

 

Eine mögliche unerwünschte Nebenwirkung von Coaching möchte ich hier ebenfalls thematisieren: Es besteht das Risiko, dass im Coaching schwerwiegende Probleme angestoßen werden, die dann nicht kompetent oder ausreichend bearbeitet werden. Das erzeugt Unzufriedenheit beim Klienten (Schermuly, 2014). Beispielsweise ist Coaching nicht der Rahmen, in dem eine Depression behandelt wird. Coaching kann jedoch sehr wohl parallel zu Psychotherapie und Medikation bei der Wiedereingliederung sinnvoll sein! Für Coachs bedeutet das zwei Dinge: Der Klient gibt Ziel und Themen vor, an denen im wechselseitigen Prozess gearbeitet wird. Und der Coach braucht einen fundierten Blick dafür, wenn der Klient eben nicht (mehr) über die Ressourcen verfügt, um sein Thema zu lösen, und entscheidet kompetent darüber, wann es eben kein Fall fürs Coaching ist und wer ggfs. als kompetente Partner an Bord geholt werden muss.

 

Zusammenfassend kann man also sagen: Coaching wirkt, und wie!

Je klarer das Bild wird, das die anwendungsorientierte Forschung für Coaching zeichnet, und je deutlicher darüber gesprochen wird, was genau im Coaching erreicht werden soll, desto höher wird auch die Akzeptanz für Coaching werden und desto klarer können Klienten und Auftraggeber die Erwartungen an den Prozess formulieren.

 

Einen detaillierten Überblick für den wissenschaftlich orientierten Leser, der sich auch für Forschungsdesigns und nicht nur für Ergebnisse interessiert, bietet das ebene erschienene Buch “Ergebnisse der Coaching-Forschung” von Uwe Böning und Claudia Kegel (Springer, Berlin 2015).

Ich finde es großartig, dass sich so viele Wissenschaftler dem Thema annehmen und möchte alle anregen, sich kritisch mit Forschung auseinander zu setzen, an Studien teilzunehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und aktiv mit den Erkenntnissen in Unternehmen zu arbeiten.

 

Wenn Sie mehr wissen, sich austauschen oder mich als Coach kennen lernen möchten, ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!

 

Herzlich,

Ihre Nicole Hövel

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Nicole
Nicole

Als Psychologin, Coach und Trainer unterstütze ich Sie dabei, Kommunikation in Ihrem Unternehmen, in Ihrem Team und mit Ihren Kunden noch erfolgreicher zu gestalten.

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