Komplexe Projekte. Was bringt SCRUM?
Die Art der Bearbeitung muss zur Art der Aufgabenstellung passen – das hat Dave Snowden schon 1999 herausgearbeitet. In seinem Rahmenmodell „Cynefin“ (gesprochen „Kinnewien“, irisch für „Habitat“) stellt er dar, dass agile Ansätze (und im weitesten Sinn ist SCRUM ein agiler Ansatz) für komplexe sowie chaotische Aufgabenstellungen passen. Für simple und komplizierte Aufgabenstellungen können wir getrost weiterhin Checklisten bzw. klassisches Projektmanagement nutzen (mehr unter https://de.wikipedia.org/wiki/Cynefin-Framework ).
Das bedeutet also, dass das „Wir sollten mal agiler werden“ – Mantra nur dann Sinn macht, wenn im betreffenden Geschäftsfeld gar keine klaren Ziele zu definieren sind und nur ein „Zielraum“ beschrieben werden kann. Anders gesagt: Wenn die Zielklärung so lange dauert, wie es dauert, schon einmal ein erstes MVP (minimal viable product) auf den Weg zu bringen, dann machen agile Methoden Sinn.
Scrum (der Begriff stammt aus dem Rugby und steht für „angeordnetes Gedränge“) basiert auf Empirismus. Das bedeutet, dass ich sehr diszipliniert in kurzen Zeitphasen bis maximal vier Wochen an einem am Ende funktionierenden Produkt, Service, Feature arbeite und dann die jeweiligen Erkenntnisse in die weitere Planung einfließen lasse. Und wenn sich der Markt in dieser kurzen Zeit wieder verändert oder die Konsumenten / Stakeholder andere Bedürfnisse haben, kann ich diese Veränderungen gleich aufnehmen. Das ist das viel besagte iterative und inkrementelle Vorgehen: Ich arbeite im Team in kleinen Schritten, mit voller Transparenz werden Ergebnisse überprüft und Ziele und Anforderungen angepasst.
Für mich revolutionär ist der Ansatz in Scrum, individuelle Zielsetzung durch Team Commitment zu ersetzen. Zudem sind Scrum Teams (3 bis 9 Personen) absolut selbstorganisiert, wenn es um die Einschätzung der Komplexität/Aufwendigkeit von Anforderungen und um deren Umsetzung geht. Unterstützt werden sie dabei von einem Product Owner, der stets den Markt, die Kunden, das Risiko und den Wert des zu kreierenden Produkts im Blick hat, und dem Scrum Master, einer Art von „Moderator“, der dem Team hilft, zielorientiert und diszipliniert zu arbeiten, sich zu reflektieren, um Produktivität und Spaß voran zu brinden und der bei Bedarf (schon sehr strukturierte) Meetings moderiert.
All das hat mich neugierig gemacht, mehr zu lernen, die Details von Scrum zu ergründen und für mich persönlich eine Einschätzung zu gewinnen, wann und wie agile Ansätze meine Kunden unterstützen können. Neben einigen Weiterbildungen habe ich heute den klassischen Test zur PSM I Zertifizierung auf scrum.org gemacht. Und habe mich gefühlt, als würde ich wieder die Schulbank drücken. Und das ist auch gut so. Selbst wenn es nicht um Transferleistungen ging, so wird doch im Detail überprüft, ob der Kandidat wirklich die Essenz des Ansatzes verstanden hat. Und bei 80 Fragen in 60 Minuten auf Englisch (85% braucht man, um erfolgreich abzuschließen, ich hab mich selbst mit 95% überrascht…) ist es nicht möglich, alles im Internet während der Prüfung zu recherchieren. Danke für diese Erfahrung!
Wenn Du Lust hast (bei den agilen Ansätzen sind immer alle per Du), kontaktiere mich, und wir tauschen uns über Deine Ideen und Fragen aus.
Ach ja, mein nächstes Lernprojekt ist „Design Thinking“. Ich freu mich schon darauf!
Herzlich,
Deine Nicole
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